Ganzheitliche Kieferorthopädie

Artikel vom 21. Juni 2009 von Dr. Herrmann in Allgemein

0

Im Gegensatz zur schulmedizinischen Orthodontie, die sich an bestimmten Normgrößen orientiert, steht bei der ganzheitlichen Kieferorthopädie die individuelle Entwicklung des Mundraumes mit den umgebenden Geweben und nicht zuletzt die Entwicklung des ganzen Organismus im Vordergrund.

Ein für den Patienten oft bedeutender Unterschied besteht in der Haltung zu Zahnextraktionen. Sind bei der schulmedizinischen Orthodontie bestimmte Normwerte unterschritten (das können Zahnbogenbreiten oder im Röntgenbild gemessene Winkel sein) werden gesunde bleibende Zähne gezogen, um den vermeintlichen Engstand zu beseitigen. Ebenso werden oft die (z.T. noch nicht durchgebrochenen) Weisheitszähne entfernt, um einem angeblich durch diese hervorgerufenen Engstand der Frontzähne entgegen zu wirken. Dann werden unter großem Aufwand (oft mit festsitzenden Apparaturen) allein die Zähne „ausgerichtet“ und nach bestimmten Mustern eingeordnet. Dabei führen gerade diese Nichtbeachtung individueller Verhältnisse und Ausrichtung an willkürlichen Normwerten oft zu Rezidiven (Rückfällen), die wieder behandelt werden müssten. Oder es führt zu weiterreichenden Problemen, wie Kiefergelenksbeschwerden, Schmerzen und Verspannungen der Kaumuskulatur oder der Nackenmuskeln. Gleichzeitig werden durch die unnötigen Zahnentfernungen wichtige und empfindliche Energieverhältnisse gestört, ebenso sind die psychischen und physischen Belastungen der Patienten nicht zu unterschätzen.

Bei der ganzheitlichen Kieferorthopädie wird nach einer ebenso intensiven und genauen Untersuchung des Mundraumes, einer Modellanalyse und Auswertung von Röntgenaufnahmen, aber auch einer Einschätzung des Gesamtorganismus eine individuelle Behandlungsstrategie formuliert. Dabei wird berücksichtigt, dass sich die Kiefer in alle Richtungen des Raumes entwickeln lassen. Es wird kein zwanghafter Druck ausgeübt, sondern die biologische Entwicklung wird gefördert, der Mundraum wird sozusagen entfaltet. Daraus folgt auch, dass am Ende die Zähne dort stehen, wo die Natur sie eigentlich haben wollte und die Gefahr eines Rezidivs äußerst gering ist.

Bei der Therapie der Zahn- und Kieferfehlstellungen nach ganzheitlichen Gesichtspunkten werden bei der Vorbehandlung und zum Öffnen von Lücken oder zum Distalisieren (nach hinten bewegen) der Seitenzähne herausnehmbare Apparaturen verwendet. Die eigentliche Mundraumentwicklung geschieht mittels funktionskieferorthopädischen Geräten, und hier besonders mit dem Bionator nach Balters. Der Bionator bewegt die Zähne nicht durch die Ausübung von Druck, sondern er ist sozusagen eine Leitschiene und gibt die Räume, welche die Zähne benötigen frei.

Um die Entwicklung des Mundraumes zu fördern und die Zahnengstände verursachenden Lymphstauungen zu beheben sich aber auch verschiedene Begleittherapien sinnvoll. Dazu gehören die Lymphdrainage (manuell oder medikamentös), Magnetfeldanwendungen, Atem- und Entspannungsübungen, Physiotherapie (Osteopathie, Cranio- Sacral- Therapie, Massagen und Bewegungstherapie), Soleinhalationen (zur besseren Belüftung der Nasennebenhöhlen), Ernährungslenkung und nicht zuletzt eine homöopathische Begleittherapie. Diese Begleittherapien werden individuell ausgewählt und beschleunigen die kieferorthopädische Behandlung und sichern vor allem das gewünschte Therapieergebnis.

Kommentarfunktion geschlossen.