Traditionelle Akupunktur

Traditionell ist die Akupunktur eine Heilmethode, die zur Anwendung kommt, wenn die allgemeine chinesische Prophylaxe (Ernährung, Qi Gong, Tai Qi,Tuina) nicht mehr ausreicht. Sie ist fest in der chinesischen Lebensphilosophie verankert. Auch sie zielt darauf hin, möglichst schnell wieder die Balance des Organismus so wieder herzustellen, dass alle Lebensprozesse vom Körper selbst bewältigt werden können. Sie ist ein unterstützendes energetisches Verfahren. Hierbei muss der Behandler immer gesünder sein, als sein Patient. Der Therapeut greift mit seinem eigenen Energiesystem in das gestörte Energiesystem des Patienten ein und reguliert es mit seinem Gespür nach den Prinzipien der Traditionellen chinesischen Medizin. Wollte man im alten China Arzt werden, so hatte man sich nicht nur einer Prüfung um das Wissen auf medizinischem Gebiet, sondern auch einer Prüfung für das feine Gespür zu unterziehen. So kam es zur Unterscheidung zwischen den so genannten Barfußärzten und den richtigen Ärzten.

Die Barfußärzte durften einfache Behandlungen bei bekannten einfachen Erkrankungen vornehmen. Sie stachen in der Regel bestimmte fertige Punktekombinationen, bei bestimmten Leiden. In manchen Regionen hatten die Menschen wichtige Punkte in die Haut eintätowiert (siehe auch Ötzi), diese waren die Markierungen für die Barfußärzte. Hatte der Patient zum Beispiel Kopfschmerzen, also wurde ein Punkt für den Kopf und einer gegen Schmerzen allgemein gestochen. Das ist so, wie wenn man Kopfschmerzen hat und nimmt eine Tablette. Es ist erst einmal eine Hilfe, beseitigt aber nicht wirklich die Ursache.

Der traditionelle chinesische Akupunkturarzt hingegen stellt mit Hilfe verschiedener diagnostischer Verfahren vorerst eine Diagnose z.B. nach den Ba Gang (den 8 diagnostischen Kriterien), um die Ursache für die Störung heraus zu finden. Hierzu bedient er sich der Pulsdiagnostik, der Zungendiagnostik, einer eingehenden Befragung nach dem Hergang und Verlauf der Beschwerden und der Untersuchung durch seine Sinne (Geruch, Gehör, Sehen, Fühlen, teilw. auch Schmecken ) und natürlich auch dem 7. Sinn. Hat er eine Diagnose nach der chinesischen Philosophie gestellt, so folgt dieser die Therapiestrategie. Das heißt, er entwickelt einen Arbeitsplan mit einer ganz klaren Hierarchie. Hier hinein fällt nun auch die Auswahl der Akupunkturpunkte, die Reihenfolge in der sie gestochen werden müssen, die Art ihrer Stimulation und die Nadelauswahl. Mit seinem Gespür erkennt er während der Behandlung, wie der Organismus auf jeden einzelnen Punkt reagiert und kann die Feinregulation abstimmen.

Aufgabe der traditionellen chinesischen Akupunktur ist es die Ursachen zu finden und eine „Nadeltherapie“ zu entwickeln, die dem Patienten individuell aktuell angepasst ist. Diese Therapie wird ständig aktualisiert, denn der Körper reagiert und repariert, ist jedoch zusätzlich immer Einflüssen von außen ausgesetzt. Hier zeigt sich auch die Schwierigkeit bei chronischen und zerstörenden Krankheiten. Je gesünder der Körper ist, umso stabiler ist seine Regulation. Hat er jedoch einen fortgeschrittenen Schwächezustand erreicht, so reagiert er immer labiler auf jeglichen Reiz. Die Heilung Schwerkranker ist auch für die Traditionelle chinesische Medizin eine Gratwanderung. Hier macht Akupunktur nur einen Sinn, wenn sie im Einklang mit den anderen Teilgebieten der chin. Medizin praktiziert wird. Dabei bestimmt das vornan stehende Therapieprinzip die Richtung, in die jedes Teilgebiet (Ernährung, Qi Gong, Tuina, Pharmakologie) seine Kräfte sendet. So ist es möglich, mit wohl dosierten Kräften, mit Impulsen zur Mitte und inneren Harmonie allmählich wieder Stabilität in die eigene Regulation und Kraft des Körpers zu bringen. Chronische Erkrankungen bedürfen einer Anhäufung krankmachender Umstände und können auch nur geheilt werden durch eine Anhäufung gesund machender Umstände.

Bei alle dem dürfen wir nicht vergessen, der Patient sollte den Willen haben gesund zu werden, das heißt die Bereitschaft sich zu ändern.